Na das ist ja mal eine Erkenntnis:
China bestraft Staaten, deren hochrangige Regierungsvertreter es wagen, den Dalai Lama zu empfangen, auf wirtschaftlichem Wege. Im Durchschnitt 13% weniger Güter sollen betroffene Länder in den Folgejahren eines solchen Besuchs nach China verkauft haben. Eindrucksvoll.
Was mich bei der ganzen Sache ärgert, ist der Nebensatz im oben verlinkten Artikel, der da lautet „Der Westen muss sich entscheiden.“ – muss er das?
Ich muss sagen, ich würde mir vom chinesischen Staat in anderen Belangen ähnlich konsequentes Handeln wünschen wie es im Bezug auf die Tibet-Frage offenkundig wird. Es gibt da im Nordosten Chinas einen – von der behaupteten Ideologie recht ähnlich gelagerten, aber tatsächlich wohl krass anders gestrickten – Nachbarn, der es aktuell mal wieder hervorragend versteht, mit den Zündhölzern zu spielen. Doch hier zeigt sich deutlich, wie unterschiedlich die Interessenlage ist, und da ändert es auch nichts, dass die Herren von Beijing nach anfänglichem Zögern nun versuchen, die Initiative zu ergreifen.
Machen wir uns nichts vor, im Endeffekt spielen Beijing und Pjöngjang auf ihre jeweils eigene Art das gleiche Spiel. China kennt sehr wohl die geradezu unglaubliche Fixierung des Westens auf wirtschaftlichen Erfolg, und nutzt die Lage in einem wenngleich umstrittenen, so doch recht unangreifbar eigenen Gebiet aus, diese Abhängigkeit des Westens für eigene Zwecke auszunutzen. Nach dem Motto „Wenn Ihr mit uns handeln wollt, grenzt gefälligst diejenigen aus, die wir ausgegrenzt wissen wollen“.
Der Obermotz von Pjöngjang hat hingegen die panische Angst des Westens vor einer Konfrontation erkannt, deren Verlauf man nicht einschätzen kann. Also rasselt er mit allen Säbeln und sonstigen militärischen Gegenständen, die ihm zu Gebote stehen – es ist aber auch zu einfach: Seine militärische Stärke kann man nur erahnen, und die Soldatenfriedhöfe der Welt sind voll von unnötigen Opfern, deren Befehlshaber ihren Gegner als den technisch unterlegenen betrachteten. Afghanistan und der Irak sind nicht gerade leuchtende Erfolgsgeschichten, und das kollektive Gedächtnis funktioniert beim Vietnam-Desaster hervorragend. Niemand wird es wagen, der Kim-Dynastie an den Karren zu fahren.