…verfolge ich dieser Tage die Reaktionen auf das Schul-Massaker von Parkland. Es ist ja nicht so, als sei irgendeine der jüngeren U.S.-Regierungen auch nur ansatzweise in der Lage oder auch nur spürbar bereit gewesen, durch Gesetzesänderungen dem Waffenwahn und vor allem der allzu leichten Verfügbarkeit von Waffen für potenzielle Gefährder Einhalt zu gebieten.
Es ist schon paradox: Ausgerechnet im Land der astronomischen Anwaltshonorare und Schadenersatzforderungen, wo jedes Unternehmen für das Ausschenken zu heißen Kaffees verklagt werden kann und Microwellenherde mit dem Hinweis versehen werden müssen, dass man darin keine Haustiere trocknen kann, wo jeder Mensch, der ein Flugzeug besteigen will, zunächst überprüft wird, ob evtl. einer seiner Vor-Vorfahren mal eine Getränkeflasche im Handgepäck mitnehmen wollte, dort kann jeder Psychopath dessen Führerschein (ersatzweise auch dessen gut gemachte Fälschung – wer braucht Personalausweise?) ihn als über 18 bestätigt, in einen der unzähligen Waffenläden stiefeln und sich mit absolut kriegstauglichem Gerät ausstatten.
Wohlgemerkt, wir reden von einem Land, in dem ein spektakulärer Verkehrsunfall ausreicht, um eine Gesetzesänderung zu beschließen, aber mehr als 15.000 Tote durch Schusswaffengebrauch noch nicht einmal ernsthafte Nachdenklichkeit zu verursachen scheinen.
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Jeder einigermaßen normale Mensch würde denken, dass nach 18 sog. „school shootings“ allein in diesem Jahr bisher – was nebenbei bemerkt mehr sein dürfte als die bekannt gewordenen Amokläufe an Schulen in Europa in den vergangenen 20 Jahren – irgendjemand überlegen müsste, wie und warum diese Menschen an Waffen kommen, für deren verantwortungsvollen (Nicht-)Gebrauch sie eindeutig nicht die Befähigung besitzen – und was man dagegen tun kann.
Stattdessen dreht sich die Diskussion im Fall Parkland fast ausschließlich darum, wer wann was gewusst und weshalb nichts unternommen hat, um diesen einen konkreten Fall zu verhindern. Und um dem Fass die Krone ins Gesicht zu schlagen, stellt das oberste Trumpeltier mit vollem Ernst und einem „Empathiezettel“ in der Hand den Vorschlag in den Raum, zur Vermeidung ähnlicher Fälle in Zukunft die Lehrer an der Waffe auszubilden und entsprechend auszurüsten. Wer auch immer noch Zweifel hegte, dass dieser Präsident jeglichen Realitätssinn verloren hat, mag bitte noch einmal in sich gehen.
Meine allergrößte Hochachtung verdienen die mutigen Schüler von Parkland und aus allen Teilen der USA, die sich jetzt aufmachen um den Politikern den Fehler ihrer Wege lautstark aufzuzeigen. Diejenigen, die angesichts einer komplett unverständlichen Entscheidung des Parlaments von Florida laut aufbegehren – denn sie haben Recht: Das nächste Blut klebt auch an den Händen der Politiker, die zu feige (oder zu gut geschmiert) waren, eine Verschärfung des Waffenrechts zu beschließen.
Autokonzerne werden verklagt, weil sie Umweltschutzbestimmungen nicht einhalten. Waffenkonzerne bleiben unbehelligt, obwohl mit ihren Produktion zehntausende unschuldige Menschen verletzt oder getötet werden. Natürlich töten die Waffen die Menschen nicht von allein, natürlich benötigen sie einen Menschen dahinter, der sie zu diesem Zweck einsetzt – fast hätte ich geschrieben „missbraucht“, wäre da nicht der zentrale Haken: Der einzige Zweck, zu dem Schusswaffen dieser Art entwickelt und hergestellt werden, ist es, den Menschen auf der anderen Seite des Laufes zu töten. Das mag im Fall von Kriegswaffen im Kriegsfall eine traurige Notwendigkeit sein, hat aber in der Zivilgesellschaft absolut nichts verloren. Insofern töten nicht nur die Waffenbesitzer und -benutzer, sondern genau so sehr auch die Waffenproduzenten. Wenn man Autos verbieten kann, die mehr Schadstoffe ausstoßen als unbedingt nötig – wieviel mehr müsste man die Herstellung und den Verkauf von Waffen verbieten, die mehr und schneller töten als für ihre Besitzer notwendig ist?
Aber vielleicht muss man auch einfach nur Herrn Trump seinen heißgeliebten Zaun (a.k.a. „Mauer“) bauen lassen und von draußen gebannt lauschen, wann das Geballer drinnen aufhört…