…musste ich mir vorhin beim Besuch einer bekannten Büroartikelmarkt-Filiale.
Eigentlich wollte ich nur ein paar harmlose Verbrauchsmaterialien erwerben, doch kam ich nicht umhin, ein wahres Verkaufsgenie und seinen nicht minder weltgewandten Kunden bei der Diskussion über mobile Internet-Endgeräte (a.k.a. Tablets) zu belauschen. Und was die zwei sich für einen fortgesetzt sinnfreien Kram in die eigene Tasche erfanden, da hätte ich am liebsten achtkantig verbal reingegrätscht.
Wie könnte es anders sein, der Kunde interessierte sich augenscheinlich für das auch dort angebotene iPad. Erste Frage (für den weiteren Gesprächsverlauf geradezu wegweisend): Ja wie bekomme ich denn da meine Daten drauf? Da brauche ich doch noch einen PC?
*MÖÖP* Leider verloren. Ein Tablet ist by Design kein kompletter Computerersatz – irgendein stationäres Gerät zum Datenabgleich sollte üblicherweise vorhanden sein. Schauen wir mal.
Genie: Jaa, Sie meinen sicher weil das iPad keinerlei Erweiterungsmöglichkeiten bietet? Das sage ich ja auch immer – ein nettes Spielzeug, aber wenn es um Erweiterungen geht, wegwerfen und was Neues kaufen.
Als Chef dieses begabten Verkäufers, in dessen Laden besagtes Gerät in einer immerhin 699 € teuren Variante angeboten wird, müsste mir da spontan der Kamm schwellen – nicht nur, weil sich der Mitarbeiter offensichtlich nicht im entferntesten mit der angebotenen Ware auseinandergesetzt hat, sondern auch, weil er soeben den Tagesumsatz nachhaltig geschädigt hat. Aber er ist noch nicht fertig:
Kunde (offenbar ein echter Kenner): Naja, ich bin ja bei Apple-Produkten auch immer etwas skeptisch.
Glanzvorlage für das Genie: Jaaa, bei anderen Anbietern ist der Kunde König, bei Apple eher der Sklave. Wenn Sie etwas erweiterbares suchen, sollten Sie sich mal das neue Samsung Galaxy ( er meint das Galaxy-Tab, Anm. d. Red.) anschauen.
Kunde: Das Betriebssystem ist sicher Windows-ähnlicher?
Genie (Vorsicht, Krampfgefahr): Ja, das nennt sich An-droh-id. Das ist eine freie Software, dafür können Sie sogar selbst Programme schreiben…
Kunde: Und das ist dann erweiterbar?
Genie: Ja das hat dann USB, da können Sie alles anschließen.
Kunde: Und hat das irgendwelche Laufwerke? (Oh Schmerz!)
Genie: Da können Sie dann alle Ihre Laufwerke anschließen. (Na das will ich sehen…)
Die weiteren tiefgründigen und aus kultiviertem Halbwissen entsprungenen Ergüsse überspringe ich hier mal, denn die Pointe kommt ja noch:
Genie: …und das Ganze kostet dann nur die Hälfte und kann doppelt soviel. (Logisch, das deckt sich exakt mit meiner Marktkenntnis 😉 )
Kunde: Können Sie mir das mal vorführen?
Genie: Naja, das haben wir nicht da, aber da sollten Sie mal bei (Mobilfunkanbieter) fragen!
Hallo?!? Dieser Mann erzählt seinem Kunden vollendet unfundierten Dünnsinn über ein Gerät, das er verkaufen könnte, wenn er sich denn mal selbst damit befasst hätte, und schickt den Kunden dann auch noch zur Konkurrenz???
Ich maße mir nicht einmal an zu beurteilen, ob besagter Kunde mit dem einen oder anderen Gerät besser bedient wäre – ich schätze sogar, dieser Kunde ist noch nicht in der Tablett-Zielgruppe angekommen. Aber bei einem solchen Nichtverkaufsgespräch kriegt auch ein ausgewiesener Nichtvertriebler wie ich wahre Watussi-Hörner!
Schade, ich hatte mein iPad (mit dem ich das hier gerade schreibe) leider nicht dabei, sonst hätte es mir viel Spaß gemacht, ihnen die Fehler ihrer Wege in allen Farben des iOS 4.2 aufzuzeigen. Mein iPhone (das im Zuge des Gespräches auch sein Fett wegbekam) hatte ich am Mann, aber das hätte nicht soviel Spaß gemacht.
Ich will ja gar nicht behaupten, dass alles, was „mit Obst“ zu tun hat, per se der Weisheit letzter Schluss ist, aber es ist traurig, mit anzusehen, was manche Menschen unter kompetenter Beratung verstehen.
Also ich als Neu-Verapfelt kann mir da ja kein rechtes Urteil bilden, aber selbst mir ist bei unserem Kauf des iMac aufgefallen, wie wenig Ahnung der ein oder andere Verkäufer doch hat, denn wir haben natürlich so einige Läden abgeklappert um uns beraten zu lassen. bevor wir endgültig gekauft haben
😉 Ich geb zu ich bin verwöhnt, denn einerseits mache ich mir gern erst einmal selbst umfassend ein Bild bevor ich mich ins „Kaufgetümmel“ stürze und andererseits hole ich mir gerade meine Obstbezogenen Infos gern vom Fachhändler meines Vertrauens (der im übrigen tatsächlich auch von Kauferwägungen abrät wenn er merkt, dass das in die falsche Richtung driftet – aber dann wenigstens was Passendes vorschlagen kann was er auch selbst gründlich kennt und vorrätig hat).
Mich regen halt Verkäufer auf, die mit gefährlichem Halbwissen ihre Kunden an die Wand fahren. Aber den Spaß, Verkäufer-Kompetenz in Sachen Computer zu testen, haben wir uns schon vor 20 Jahren im Studium regelmäßig gemacht… es ist seitdem nicht viel weniger ernüchternd geworden 🙁