Köstlich. Unsere südlichen Nachbarn sind seit Jahren in der glücklichen Situation, ihren Hang zur Anhäufung rollender Güter (a.k.a. „Kraftfahrzeuge“) durch die Zusammenfassung mehrerer Fahrzeuge unter ein Kennzeichen versüßt zu bekommen. Wobei versüßt relativ ist, sind doch die effektiv eingesparten Kosten für Steuer und Versicherung zwar nicht ganz ohne, aber doch überschaubar.
Nun wird seit einiger Zeit auch in Deutschland die Einführung eines Wechselkennzeichens betrieben. Das Thema hatte mich eine ganze Zeit lang auch ziemlich interessiert, fuhr ich doch bislang (und fahre Stand heute immer noch) ein relativ großes und nicht mehr unbedingt wirtschaftliches Auto, das mehr und mehr das Markenzeichen „alt, aber bezahlt“ erkennen ließ.
Gerade für Berufspendler kann aber eine solche Wechselaktion ausgesprochen interessant sein – für den Weg zur Arbeit ist man eben doch meistenteils recht allein unterwegs, sportliches Fahren oder auch nur schnelles Vorankommen kann man im Ruhrpott zur Rush Hour auch eher abhaken, ein möglichst kompaktes, spritsparendes und für 1-2 Personen ausreichendes Gefährt wäre also eine Option. Was aber machen, wenn man dann doch mal was „Größeres“ braucht? Oder schlimmer noch: Wenn ebensolches schon vor der Tür steht, bezahlt ist, und eigentlich nur geschont werden soll?
Ich gebe offen zu, genau solche Gedankenspiele hatte ich schon eine Weile. Das Ganze kann sich auch für alle Beteiligten durchaus positiv darstellen: Der Staat profitiert von der unvermeidlichen Umsatzsteuer sowie weiteren Abgaben, die sich aus der erhöhten Produktions- und Verkaufsaktivität ergeben (es ist ja nicht so, als wenn jeder Gegenstand der so verkauft wird nur einfach besteuert wäre). Die Versicherungen klagen zwar, profitieren aber effektiv ebenfalls, denn ein einigermaßen werthaltiges Zweit- und Drittfahrzeug braucht zumindest auch Kaskoschutz, außerdem bedeutet der Einsatz des jeweils für einen Zweck geeigneteren Fahrzeugs – so hoffen wir mal – auch positive Auswirkungen auf die Unfallhäufigkeit und damit die Belastung der Haftpflichtversicherungen. Einzig die Kfz-Steuer müsste wohl mit Abstrichen leben, aber gerade das sehe ich entspannt, werte ich die Art und Weise, wie die Kfz-Steuer mittlerweile erhoben wird, doch mindestens als Anreiz zur automobilen Sparsamkeit.
Da wir aber nunmal in Deutschland leben, würde es mich allerdings nicht wundern, wenn das ganze Projekt „Wechselkennzeichen“ dann am Ende doch wieder eingestampft oder aber zumindest so unattraktiv umgesetzt wird, dass man es sich gleich hätte sparen können. Wenn nämlich jeder Beteiligte (mir fällt leider grad kein Grund ein, warum die Autoindustrie vor dem Wechselkennzeichen Angst haben sollte – schade…) um seine Pfründe fürchtet, wird im Zweifel dafür gesorgt, dass jede Sorge abgestellt wird. Vielleicht gibt’s dann für Zweit- und Drittfahrzeuge eine Art „Haftpflicht light“, und wenn Herr Schäuble die Hosentaschen demonstrativ nach außen zieht, kriegen wir am Ende eine Kfz-Steuer analog zur Hundesteuer, die in den meisten Gemeinden mit der Anzahl der gehaltenen Hunde steigt – und zwar pro Hund! Wäre doch eine hervorragende Refinanzierung für was-auch-immer: Wer sich drei Autos leisten kann, darf auch wenigstens pro Fahrzeug die 4,5fache Steuer zahlen. Ist doch fair…
Naja wir wollen nicht verfrüht lamentieren, noch scheint es eine ganze Reihe Interessengruppen zu geben, die das Projekt an sich für umsetzbar und vor allem auch umsetzungswürdig halten. So ganz verkehrt kann es nicht sein, sonst würden unsere alpenländischen Freunde nicht schon so lange daran festhalten. Das einzige, wovor ich wirklich Sorge hätte, wären die Städte, denen dann irgendwann die roten Klebepunkte ausgehen, weil soviele zusätzliche Autos ohne Kennzeichen am Straßenrand rumstehen…